Such nach dem biologischen Vater

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    • Such nach dem biologischen Vater

      Hallo liebe Forenleser/innen,
      auf den Seiten 5 und 6 des ISUV-Report vom Dezember 2016 befasst sich der Verband mit dem Thema "Jedes Kind, jeder Mensch hat Anspruch auf seine individuelle Identität".
      Hier der Anfang des ISUV-Beitrages:

      „Erkenne dich selbst“...
      gab Sokrates schon vor 2500 Jahren als Maxime für jeden Menschen aus. Definiere dich selbst, wer du bist, finde deine Identität. Identität und Identitätsfindung war
      durch alle Jahrhunderte ein Thema und für den Einzelnen eine Aufgabe. Allerdings gab die Gesellschaft, die Institutionen, die Kirche die Regeln und Rituale der Iden-
      tität und Identitätsfindung vor. Mit der fortschreitenden Individualisierung, die wohl heute ihren Höhepunkt gefunden hat, wurde Identitätsfindung zum Problem. Goethes
      Werther – wohl das „erste moderne Individuum“ – will individuelle Liebe leben. Er scheitert, weil die Gesellschaft ihm dies nicht erlaubt. Rund 180 Jahre später
      beginnt der berühmteste Roman von Max Frisch „Stiller“ mit den Worten: „Ich bin nicht Stiller.“ Da wehrt sich einer gegen seine Identität, die ihm laut Personalausweis
      von der Gesellschaft „verordnet“ wird. Er möchte seine eigene individuelle Identität finden und nicht eine Identität, die ihm von der Gesellschaft durch, Rituale und
      Rollen, durch Recht und Gesetz vom Familiengericht zugeschrieben wird.
      Wie im Roman, wie zu allen Zeiten, so stellt sich heute die grundsätzliche Frage: Welche Voraussetzungen sind für eine gesunde Identitätsfindung im Kindesalter wichtig?
      ..."

      Bitte schreibt mal, welche Meinung ihr zu dem Thema habt.
      Dabei interessiert sicher auch, wann und ob man nach eurer Meinung sein "Kind" darüber informieren sollte, wer sein biologischer Vater ist. Welche Gründe gibt es nach eurer Auffassung, den biologischen Vater zu verheimlichen?

      Gruß
      Villa
      Leben und leben lassen
    • Hallo Villa,

      ich persönlich denke nicht, dass eine "Identitätsfindung" im Kindesalter von der Kenntnis des biologischen Vaters abhängt. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass die Kenntnis einen Einfluss auf die persönliche Entwicklung haben könnte, insbesondere wenn es dann auch zu persönlichen Kontakten kommt.

      Einen meiner Opas kenne ich nicht. Der Eintrag in der Geburtsurkunde dieses Elternteils fehlt, und meine Oma weigerte sich darüber zu reden. Nun hat sie ihr Geheimnis wohl mit ins Grab genommen. Gut, das ist eine Generation weiter weg, ich denke aber nicht dass die Unkenntnis dieses Opas meine Identitätsfindung entscheidend beeinflusst hat. Wissen werde ich es nie. Wie viele Menschen denke ich aber manchmal über meine Herkunft nach und irgendwie nagt es doch, dass da die Lücke im Stammbaum ist. Vielleicht gibt es noch Verwandte, die ich nicht kenne? Spontan würde ich da sagen, ja, es wäre gut, ein Recht zu haben, seine Abstammung zu erfahren.

      Auf der anderen Seite hatte mein Oma eigentlich eine gute Menschenkenntnis, und wenn sie meinte, es wäre besser, wenn es niemand weiss, wird sie Gründe gehabt haben. Es waren dunkle Zeiten in Deutschland Ende der 30er, es gab Gewalt und Rassengesetze, und ich kann mir eine Reihe von Situationen vorstellen. wo jemand damals den Entschluss fassen konnte, den Vater nicht anzugeben. Darunter manche, wo mich und die Familie weitere Details wohl eher belastet hätten und die Unkenntnis dann eher das geringere Übel ist. Vertraue ich meiner Oma in ihrer Entscheidung ? ... es ist nicht immer leicht.

      Mal zurück zur Frage: ich würde erst mal die Situation einteilen:

      a) der richtige biologische Vater steht in der Geburtsurkunde: dann geht es rein ums Timing, irgendwann kommt es sowieso raus, und es wäre besser wenn die Eltern das Geheimnis lüften als sonst irgendwelche Zufälle.

      b) der Vater in der Geburtsurkunde ist nicht der biologische Vater: Das dürfte, wenn zusätzlich die Vaterschaft akzeptiert ist, in den seltensten Fällen auffliegen. Warum schlafende Hunde wecken?

      c) Es steht kein Vater in der Geburtsurkunde: die Fragen werden kommen. Wenn sich die Mutter entschlossen hat, nichts dazu zu sagen, würde ein Kind wirklich dagegen klagen?

      Zudem sind hier auch Parallelen zu Adoptivkindern, konkreter zur Frage, wann Adoptivkinder die Wahrheit über ihre Abstammung erfahren sollten. Hier gibt es auch unterschiedliche Meinungen, tendenziell aber in die Richtung dass es kindgerecht möglichst früh erfolgen sollte.

      Gruß
      Jon