Meine Gefühle in Lebenskrisen - Umgang mit Trennungsstress

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    • Angst vor Scheidungstermin

      Hallo liebe Forengemeinde,

      ich möchte ein Thema zur Debatte stellen, das mich momentan sehr beschäftigt und für das ich vielleicht ein paar hilfreiche Hinweise von "Betroffenen" erhalten kann.

      In ca. 4 Wochen ist mündliche Verhandlung vor dem Familiengericht.
      Ich lebe seit Nov. 2012 getrennt von meinem Mann; "gefühlt" seit März 2013, da ich dann aus dem Haus ausgezogen bin. Ich werde zu dem Zeitpunkt 55 Jahre alt sein und war zum Trennungszeitpunkt 32 Jahre mit meinem Mann zusammen (davon 29 J. veheiratet). Die Trennung kam für mich völlig überraschend (trotz einer vorübergehenden nur einige Wochen dauernden Trennung 3 Jahre zuvor) und unter den gegebenen Fakten erkannte ich sie sofort als den einzig möglichen Weg. Nach einer Phase der Euphorie über mein neues, eigenständiges Leben kam dann doch irgendwann der Schmerz des Verlustes, insbes. des "vollständigen" Famienlebens mit Tochter und Enkeln, das leider auch eine andere (für mich reduzierte) Form angenommen hat. Da ich von "Natur aus schon sehr nah am Wasser gebaut habe" und ich diesen Verlust immer noch sehr stark empfinde, ist es um meine mentale Stabilität nicht gerade gut bestellt.
      Ich befürchte, nein ich bin mir sogar sicher, dass bei mir während der gesamten mündlichen Verhandlung Tränen fließen werden und fürchte mich richtig vor dem Moment, da der Richter die Scheidung für gültig erklärt.
      In diesem Fall ist bei mir nicht "Nomen est omen" ... von wegen Frau Stark :(
      Kann das jemand nachvollziehen? Gibt es einige unter euch, denen es ähnlich erging? Wie habt ihr das gemeistert?

      Liebe Grüße
      Frau Stark
    • Hallo Frau Stark,

      Bei meiner Trennung/Scheidung besuchte ich regelmäßig eine Selbsthilfegruppe Trennung/Scheidung ( google mal für deinen Wohnort).

      Das zusammentreffen mit Leuten in gleicher "Lage" hat mir sehr geholfen.

      Wichtig erscheint mir immer, dass man Gedanken die einen bewegen aussprechen kann.( und Jemand hat der zumindest " zuhört".).

      Evtl. hilft dir auch mal eine Aufstellung von Situationen während deiner Ehe, auf die du gerne verzichtet hättest.

      Vielleicht endeckst du sogar Möglichkeiten die du nach der Scheidungs hast ( die während der Ehe nicht möglich waren?).

      lg
      edy
      Probier's mal mit Gemütlichkeit, mit Ruhe........
    • Hallo Frau Stark,
      es ist nicht schlimm, wenn man heult. Es ist schlimmer, wenn im Gericht getobt wird. Der Richter und alle Anwälte haben schon zu Hauf heulende Menschen gesehen. Es ist keine Schande zu heulen.
      Wenn du etwas strategisch vorgehen willst, dann versuch vielleicht, dich vorher schon ordentlich auszuheulen, einmal richtig reinsteigern, das ganze Elend rauslaufen lassen. Es geht zumindest mir immer so, dass ich hinterher ganz "leer" bin und irgendwann auch gar nicht mehr heulen kann. Ich persönlich finde es hilfreich, sich einmal richtig Zeit zu nehmen, sich in dem ganzen Elend regelrecht zu wälzen, Fotos anschauen, Liebesbriefchen lesen, der Freundin was vorheulen, nochmal die Fotos anschauen. Es geht vorbei. Schmerz braucht auch Raum und nach so einer großen Umwälzung eben großen Raum.

      Und "endgültig" ist nur der Tod. Ansonsten geht es nach der Scheidung weiter mit allen Nachteilen, aber auch mit Vorteilen, die man jetzt vielleicht nicht sieht, die aber da sind.

      Vielleicht hilft dir ja beides: Das ganze Gute beweinen, was jetzt dahingeht und auf der anderen Seite Dinge suchen, die irgendwie genervt haben und jetzt auch weg sind. Und wenn es nur die Stinkesocken sind.


      Und such dir etwas für die ersten paar Stunden nach der Scheidung: Ein Wellness-Bad, Sauna, Wandern, Schwimmen, eine Freundin, die mit zum sauteuren Italiener/Chinese essen geht, sich einfach was Gutes tun.
      Und langfristig auf neue-Hobby-Suche gehen (Tanzen, Wandern, Häkeln, was auch immer).

      Einmal dicker Knuddel
      von "Die-Neue", die ihre Verhandlung vor lauter Heulen nicht mal mehr reden konnte, was aber niemand ungewöhnlich fand
    • Liebe Neue,

      ich danke dir für einige hilfreiche Hinweise und besonders für den dicken "Knuddler" :rolleyes: ! MIr ist bewusst, dass es mehr dazu auch nicht zusagen gibt.
      Trotzdem möchte ich noch ein paar Gedanken loswerden.

      Natürlich ist das Heulen keine Schande und ist es für die (Familien-)Gerichte sicher Alltäglichkeit. Was mich weiter beschäftigt, sind Gedanken darüber, wie es beim dann Ex-Mann ankommen wird. Obwohl ich mir sicher bin, dass ich es nicht schaffe, stelle ich mir auch vor, wie es sein könnte, ganz cool zu bleiben und die "kalte Schulter zu zeigen". Dabei kann ich nicht einmal entscheiden, welche "Variante" ich bevorzugen würde, wenn es denn ginge.

      Wie gesagt, auf diese Auswüchse meiner Fantasie ?( erwarte ich keine "Lösungsvorschläge". Sie mussten einfach nur noch raus.

      Liebe Grüße von
      Frau Stark
    • Meine Gefühle in Lebenskrisen - Umgang mit Trennungsstress

      Hallo zusammen,
      beim Lesen zahlreicher Forenbeiträge ist mir aufgefallen, dass es nicht immer (nur) rechtliche Fragen sind, die bei einer Trennung auftreten: Häufig, ich glaube, sogar fast immer, spielen auch Emotionen eine große Rolle.
      Oft entsteht bei den Betroffenen auch der Eindruck, ihre Situation sei einmalig und besonders schwierig. Sobald sie erfahren, dass ihre Gefühle in dieser Lage "normal" sind und "unnormal" wäre, wenn sie gefühlsmäßig so gut wie unbeteiligt ihre Trennung erleben, hilft ihnen diese Erkenntnis meistens.
      Bei einer ISUV-Veranstaltung zu dem folgenden Thema habe ich folgende Informationsschrift erhalten:

      "Meine Gefühle in Lebenskrisen – Was machen sie mit mir, was
      mache ich mit ihnen? (am Beispiel von Trennung/Scheidung)


      Nach der Trennung: Wie werde ich mit meinen Gefühlen fertig?
      'Ich verlasse dich' - es gibt wenige Worte, die weniger fassbar für
      uns sind als diese drei. Wenn sie von unserem Partner geäußert
      werden, gleichgültig, ob behutsam, aus einer Wut heraus oder in Form
      einer SMS oder eines Zettels, den er lieblos hinterlassen hat, dann
      stürzen wir in eine Trennungskrise. Dann beginnt für uns ein langer
      Weg bis zur Bewältigung dieser Krise. Nur wer schon während der
      bestehenden Partnerschaft Trauerarbeit geleistet und sich innerlich
      von seinem Partner verabschiedet hat, gerät nach der Trennung nicht
      in emotionale Schwierigkeiten.

      Phasen der Trennung
      Alle Menschen durchlaufen verschiedene Phasen nach dem Trennungsschock.
      Selbst unser Partner, von dem die Trennung ausging, erlebt diese
      Phasen. Doch er hat einen zeitlichen Vorsprung. Er hat meist schon
      während der Zeit der Partnerschaft begonnen, die Liebe in
      Freundschaft umzuwandeln und sich abzulösen. Für uns, die wir
      verlassen wurden, war der Zeitpunkt zur Trennung noch nicht gekommen,
      und so sind wir gefühlsmäßig nicht auf die Trennung vorbereitet.

      Die Phasen, die wir nach dem Ende einer Partnerschaft
      durchlaufen, sind vergleichbar mit den Phasen, die auch beim Verlust
      eines Menschen durch Tod erlebt werden. Die verschiedenen Phasen sind
      gekennzeichnet durch Störungen in vier Bereichen: in Gedanken,
      Gefühlen, Verhalten und körperlichen Reaktionen. Es lassen sich
      vier Phasen unterscheiden.


      Phase I:
      Nicht-Wahrhaben-Wollen: Schock und Verleugnung
      Die erste Phase ist gekennzeichnet durch Verleugnung und Ignorieren der
      endgültigen Trennung. Häufig sind Gefühle des Schocks und der
      Betäubung da. Wir verhalten uns wie Roboter oder glauben, alles sei
      wie ein böser Traum, aus dem wir nach einiger Zeit nur zu erwachen
      brauchen, und alles sei wieder in Ordnung. In dieser Phase betteln
      wir auch um eine zweite Chance für die Partnerschaft.


      Phase II:
      Aufbrechende Gefühle
      Diese Phase ist gekennzeichnet durch Orientierungslosigkeit und
      Stimmungsschwankungen. Gefühle der Verzweiflung, Wut, Angst und
      Selbstzweifel wechseln sich ab. Daneben treten körperliche
      Beschwerden auf wie Schlaf-, Merkfähigkeits-, Konzentrations- und
      Appetitstörungen sowie innere Unruhe.


      Phase III:
      Neuorientierung
      Die dritte Phase ist dadurch gekennzeichnet, dass wir unser Leben wieder
      aktiver in die Hand nehmen und eine Zukunftsperspektive sehen.
      Grüblerische Gedanken an die beendete Partnerschaft, Hass und
      Sehnsucht treten nur noch selten auf.


      Phase IV:
      Neues Lebenskonzept

      Was können Sie für sich tun, um Ihr inneres Gleichgewicht wiederzufinden?

      • Akzeptieren Sie Ihre Gefühle für den Augenblick

      • Drücken Sie Ihre Gefühle aus

      • Akzeptieren Sie Ihr Verhalten für den Augenblick

      • Leben Sie nur für einen Tag

      • Behandeln Sie sich liebevoll

      • Ziehen Sie Bilanz

      Die folgenden Fragen helfen Ihnen dabei, die Trennung zu verstehen. An einer Trennung sind meist beide Partner beteiligt.
      Am besten schreiben Sie Ihre Antworten nieder:


      • Was war in unserer Partnerschaft in der letzten Zeit verwirklicht?


      • Hatten wir Vertrauen zueinander?

      • War ich bereit, den Partner so zu akzeptieren, wie er ist?

      • Habe ich mich von meinem Partner akzeptiert gefühlt?

      • Hatten wir gemeinsame Interessen, Hobbys und Lebenseinstellungen?

      • Konnten wir über Konflikte und unterschiedliche Meinungen reden?

      • Konnte ich mich persönlich entfalten?

      • Hatten wir gemeinsame Freunde?

      • Einigten wir uns bei unterschiedlichen Ansichten auf Kompromisse?

      • Konnte ich mich auf den Partner verlassen?

      • Erlaubten wir uns gegenseitig Zeit, für uns alleine zu sein?

      • Wenn wir ärgerlich aufeinander waren, sprachen wir darüber, versteckten wir den Ärger
        oder versuchten wir, uns gegenseitig zu verletzen?


      • Fühlte ich mich den überwiegenden Teil der Zeit in der Partnerschaft wohl?

      Verändern Sie Ihre Sichtweise: Wann immer Sie sich beim Hadern
      mit Gedanken wie "Mein Partner darf nicht... Das ist gemein" ertappen,
      ersetzen Sie diesen durch denGedanken:
      "Ich bin bereit zu akzeptieren, dass mein Partner mich
      verlassen hat. Ich bin bereit zu akzeptieren, dass mein Partner sich
      so verhalten hat". Zu Anfang wird sich alles in Ihnen dagegen
      sperren und Sie werden sich fühlen, als ob Sie sich belügen, doch
      mit weiterer Wiederholung und zunehmender Übung werden Sie auch
      innere Zustimmung verspüren.

      Ziel dabei ist es nicht, dass Sie das Verhalten Ihres Partners gutheißen.
      Es geht lediglich darum, die Realität zu akzeptieren."


      Ich würde mich freuen, wenn diese Information/Anleitung möglichst vielen Trennungs- und Scheidungsbetroffenen ein wenig hilft.
      Wie ist es euch emotional während der Trennungszeit gegangen?
      Welche Empfehlungen könnt ihr zur Bewältigung dieser Ausnahmesituation geben? Was hat euch geholfen?

      Viele Grüße
      Villa
      Leben und leben lassen

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Villa ()

    • Hallo Villa,

      ein schöner Beitrag - ein wichtiger dazu. Es tut gut, all die Phasen der Trennung, die damit verbundenen Gefühle und Zweifel, aber auch Handlungsstrategien so strukturiert vor sich zu haben.

      Ich hoffe, viele User werden sich mit ihren persönlichen Erfahrungen dazu äußern. Vermutlich ist das nicht einfach, für manche (noch) unmöglich, etwas von seinem Innersten nach außen zu kehren. Aber es wäre wichtig. Nicht nur für die Menschen, die sich grad in einer schwierigen Situation befinden, auch für die, die das schon hinter sich haben und heute - aus der Distanz - berichten. Berichten, einordnen, neu bewerten.

      In diesem Sinne hoffe ich auf viele gute Beiträge, die offen, aber nicht verletzend sind, die vielleicht den Versuch aufzeigen, einmal die Perspektive des jeweils anderen einzunehmen, die auch eigene Fehler benennen können, ohne sich selbst zu zerfleischen.... Gute Beiträge eben. Was denn sonst? :)

      Gruß von
      Susanne
    • Hallo,

      Villa schrieb:

      Welche Empfehlungen könnt ihr zur Bewältigung dieser Ausnahmesituation geben? Was hat euch geholfen?
      Meine größte Hilfe war : reden.reden.reden

      Es war eigentlich egal wer mir "zu hörte" : die eigenen Eltern, gute Freunde,flüchtig Bekannte oder unser Hund Peggy .

      Beim "reden" musste ich mich mit der Situation auseinander setzen, und mit der Zeit kam ein " einsehen/verstehen " .

      Hilfreich war für mich auch die Teilnahme an einer Selbsthilfe-Gruppe Trennung/Scheidung.

      lg
      edy
      Probier's mal mit Gemütlichkeit, mit Ruhe........
    • Hallo edy,

      ja, geht mir auch so. Reden war unheimlich wichtig. Und ja, manchmal war es mir auch egal, mit wem. Hauptsache reden. Hast du nie die Erfahrung gemacht, dass es andere Leute nervt? Das ist mir - nicht oft - so ergangen. Ich hab mich dann ein bisschen geschämt. Aber letztlich hatte es auch für mich positive Konsequenzen. Immer nur das eine Thema, immer nur das Köcheln im eigenen Saft... es kann auch zu viel werden.

      Gruß
      Susanne
    • Hallo,

      Susanne schrieb:

      Hast du nie die Erfahrung gemacht, dass es andere Leute nervt? Das ist mir - nicht oft - so ergangen. Ich hab mich dann ein bisschen geschämt.
      Ging mir ebenso. Danke allen die mir zugehört haben. Besonders meiner nun 90 Jährigen Mutter ( damals 84), obwohl sie beim "zuhören" auch
      schon das eine oder andere mal eingeschlafen ist.

      lg
      edy
      Probier's mal mit Gemütlichkeit, mit Ruhe........
    • Hallo Frau Stark,
      ich befinde mich in einer ähnlichen Situation, war 22 Jahre verheiratet, lebe seit 18 Monaten getrennt, bin 66 Jahre, und nächste Woche ist der Scheidungstermin. Gefühlsmäßig geht es bei mir auf und ab. Einerseits bin ich mit der Gestaltung meines neuen Lebens beschäftigt und bin froh, daß alles vorbei ist. Andererseits erkenne ich aber auch die Verluste und den leeren Raum, in dem ich mich trotz vieler Bekannter manchmal befinde. Mit Verlusten meine ich hier keineswegs materielle Verluste, die mich wahrscheinlich hart treffen werden. Vielmehr meine ich Verluste auf der menschlichen, kommunikativen Seite.
      Immer öfter vermisse ich eine geeignete Partnerin für gemeinsame Unternehmumgen, Gespräche und vieles mehr.Einsamkeit macht sich breit und stimmt mich oft sehr traurig. Das bedeutet nicht, daß ich meine Ex-Frau vermisse.Die letzten Jahre mit ihr waren die Hölle.Das möchte ich nie mehr erleben.
      Dennoch ist so ein Scheidungstermin eine dramatische Zäsur und da kann es schon zu heftigen Gefühlsbewegungen kommen.Es war ja nicht alles schlecht, aber so weitergehen konnte es eben auch nicht.Manchmal weine ich auch noch, weil ich einfach noch nicht übersehen kann wie mein zukünftiges neues Leben aussehen soll. Da ist noch viel Zukunftsangst.
      Wir müssen stark und zuversichtlich sein. Die Zeit heilt viele Wunden und eröffnet hoffentlich auch neue, positive Perspektiven. Weinen ist nicht schlimm. Manchmal hat das ja auch eine befreiende Wirkung.
      Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Zuversicht.
      Viele Grüße
      Hajo
    • Hallo Hajo,
      ich finde es schön, dass du in diesem Forum schreibst und was du schreibst.
      Auch schreiben kann befreien, aus einem Tief führen, Hoffnung (auch anderen Betroffenen) bringen.
      Ich kenne viele von Trennung und Scheidung Betroffene - und das sind bei weitem nicht nur Frauen und nicht nur die Verlassenden - die Tränen vergießen und denen es so ähnlich wie dir geht.
      Schon das Wissen, ich empfinde nicht alleine so, wie ich empfinde, ist vielen ein Trost.

      Herzliche Grüße
      Villa
      Leben und leben lassen
    • Hallo Villa,
      vielen Dank für deinen Beitrag. Der Austausch mit Betroffenen ist wirklich hilfreich. Wir stehen nicht alleine da. Der Weg in eine neues Leben ist für viele gewiß steinig, von Unsicherheiten und Zukunftsängsten geprägt und vielleicht auch von Selbstzweifeln gekennzeichnet. Trotz aller Schwierigkeiten einfach nach vorne sehen und sich nicht unterkriegen lassen. Wir sind keine schlechten Menschen oder Versager. Mit eigener Kraft und der Unterstützung von Freunden und auch von Teilnehmern in diesem Forum ist der Neubeginn zu schaffen. Hoffentlich können wir bald wieder lachen.
      LG
      Hajo
    • Hallo Hajo,

      auch ich fnde es schön, auch hilfreich, dass du hier schreibst. Aus deinen letzten Beiträgen weiß ich noch, dass du eine ganz schwierige Geschichte hinter dir hast bzw. noch durchlebst. Trotzdem ist Trauer da. Das kenne ich auch. Ich habe damals die Trennung veranlasst - getrauert hab ich trotzdem. Heute weiß ich, nicht um meinen Exmanmn, nicht um das Leben, das ich mit ihm führte. Ich glaube, ich hab um mich selbst getrauert, um meinen gescheiterten Lebensentwurf, um meine Kinder, die mit alledem erstmal fertig werden mussten... Ich fühlte mich als 'Täterin', hatte Schuldgefühle - manchmal sogar Mitleid mit meinem Exmann (was ich später überhaupt nicht mehr verstehen konnte).

      Ich hatte gute Gründe, mich zu trennen. So wie du. Ich weiß bis heute nicht, ob ich meinem Exmann verziehen hab. Das ist auch nicht mehr wichtig für mich. Heute ist da überwiegend eine ganz große Gleichgültigkeit. Mir selbst zu verzeihen, war viel schwerer, und ich weiß bis heute nicht sicher, ob es mir gelungen ist. Ich glaube, dieser Prozess dauert noch an. Es ist ungeheuer schwer, sein eigenes Versagen zu akzeptieren und die innere Kriegsführung zu beenden. Wie konnte es passieren, dass ich mich so behandeln lassen habe? Warum habe ich nicht viel früher die Reißleine gezogen? Das zerreißt einen und ist kontraproduktiv. Heute akzeptiere ich meine 'falschen' Entscheidungen. Zum damaligen Zeitpunkt waren sie - aus welchen Gründen auch immer - richtig. So denke ich an guten Tagen. Aber ich gebe zu, dass ich - nach fast 14 Jahren - noch gelegentlich in meine alten Verhaltensmuster zurückfalle.

      Die Scheidung selbst war für mich dann doch am Ende wirklich wichtig. Vorher hab ich gedacht, das ist halt eine bürokratische Angelegenheit, die emotional kaum noch eine Rolle spielt. Nach dem Termin fühlte ich mich gut, richtig gut. Ich hoffe, das wird dir auch so gehen. Nimm dir was Schönes vor für den Tag. Mach dich schick. Klopf dir mal ordentlich auf die Schulter! Übrigens hatte ich immer einen Trick, wenn die Gefühle mit mir durchgingen oder Zweifel sich breit machten: Ich hatte 2 ganz schlimme Erlebnisse, dich ich dann sofort abgerufen habe. Das hat immer geklappt. Zweifel weg. Emotionen auch.

      Viel Glück für dich! Und berichte uns von deiner Scheidung, wie es dir erging....

      Liebe Grüße
      Susanne
    • Liebe Villa,

      tolle Aufstellung, danke dafür!

      Erlaubt mir, noch Phase V hinzu zu fügen.

      Nämlich dann, wenn einer (der Verlassene) sein neues Lebenskonzept nach aller Trauerarbeit konzipiert hat und endlich wieder in Teilen unbeschwert leben kann, der andere Partner jedoch - warum auch immer - auch nach Jahren noch von Hass und Neid (unverständlich, immerhin hat dieser die Trennung eingeleitet) zerfressen ist und immer wieder als Störfaktor agiert. Besonders gut machbar, wenn gemeinsame Kinder vorhanden sind.

      Fragt sich
      a) warum der andere auch nach Jahren so unfair ist, obwohl alles geregelt ist, beide in neuer Partnerschaft leben und auch der KU regelmäßig fließt
      b) wie der ständig neu gequälte Expartner damit umgehen soll, denn dieser will einfach nur sein Leben in Ruhe leben und hatte schließlich genug an der Trennung zu knabbern

      Danke für Eure Anregungen, ist eines von mehreren ähnlichen Beispielen aus meinem Bekanntenkreis.

      Beste Grüße Frau Glück
    • Hallo Susanne,
      vielen Dank für deine Worte. Ich kann sehr gut nachvollziehen wie es dir und wohl auch anderen Betroffenen ergangen ist, weil ich ja Ähnliches erleben mußte.
      Heute war der Scheidungstermin. Ich war ziemlich aufgeregt und zitterte am ganzen Körper.Als ich den Gang im Gericht betrat saß meine Frau schon im Flur auf einer Bank.Als sie mich erblickte,beschimpfte und beleidigte sie mich sofort. Ich floh regelrecht in einen anderen Trakt, um das und ihren Anblick nicht ertragen zu müssen.Nach zwanzig Minuten hat die Richterin die Ehe geschieden.
      Erleichtert war ich eigentlich nicht. Auch ich verspürte Selbstzweifel und Schuldgefühle.Mich quälte die Frage, ob diese Scheidung vermeidbar war. Dann dachte ich jedoch an alles Leid und Böse, was ich in den vergangenen Jahren erleben mußte. Streit, Haß, Lügen, Intrigen, Diebstahl und vieles mehr. Mir wurde sofort klar, daß es so nicht weitergehen konnte und eine Heilung aussichtslos ist. Deswegen bin ich dann doch ziemlich schnell zu der Einsicht gekommen, daß die Scheidung richtig gewesen ist. Es ist gut so.
      Trotzdem,einfach abhaken fällt mir schwer.Ich werde wohl noch eine Weile benötigen, um mein neues Leben zu gestalten. Vielleicht ist das nach diesem formellen Schlußstrich etwas einfacher.
      Demnächst wird es wohl noch Folgesachen geben, die zu regeln sind.Meine Ex-Frau wird nacheehlichen Unterhalt und Zugewinn verlangen. Insofern ist der Krieg wohl noch nicht zu Ende.Gütliche Einigungen sind nicht zu erwarten.Was diese Dinge anbelangt bin ich jedoch recht zuversichtlich. Ich versuche das ganz sachlich zu sehen.
      Dein Trick funktioniert ganz gut. Wenn ich an bestimmte Ereignisse zurückdenke, dann kommt sofort der Gedanke auf: Das möchte ich nie wieder erleben.Es wurde soviel zerstört. Zum Glück ist das vorbei. Dann fühle ich mich gleich besser.
      Dir und allen, die sich hier beteiligt haben, wünsche ich ganz viel Glück und gutes Gelingen für die Gestaltung einer hoffentlich besseren Zukunft.
      Liebe Grüße
      Hajo
    • Hallo Hajo,

      ich freu mich, dass du dich so schnell gemeldet hast. Es ist nicht ganz vorbei - aber ein wichtiger Schritt ist getan. Ja, natürlich wirst du noch eine ganze Weile brauchen, bis dein Leben - vor allen Dingen dein Gefühlsleben - wieder in geordneten Bahnen läuft. Lass dir diese Zeit, bestimm dein Tempo selbst. Nimm jede Hilfe an, die dir gut tut.
      Dein Trick funktioniert ganz gut.
      Das freut mich sehr. Ich gestehe, dass ich ihn manchmal noch heute anwenden muss. :)

      Die Folgesachen, die jetzt noch kommen, werden sich vermutlich hinziehen. Ich finde gut, dass du das sachlich angehen willst. Ganz sachlich und nüchtern. Konzentrier dich bei deinen Gefühlen ganz auf dich, versuche nicht die Beweggründe deiner Exfrau zu ergründen. Wozu? Das würde dich eh nicht weiterbringen. Auch wenn schon wieder Anleitungen kommen, endlos die 'Warum?'-Fragen zu stellen - lass dich nicht abbringen von dem Weg in eine bessere Zukunft, in der vor allen Dingen DU vorkommst.

      Dafür wünsche ich dir alles erdenklich Gute!

      Gruß
      Susanne
    • Scheidungsstress

      Hallo zusammen,

      hab grad wieder mal reingeschaut und euren Beitrag gelesen. Man denkt immer man ist der einzige auf der Welt dem sowas passiert aber wie man sieht geht es anderen genauso oder ähnlich. Das gibt einen Trost. Auch ich war 25 jahre verheiratet lebe zur Zeit 1 3/4 Jahre in Trennung und der Scheidungstermin steht mir noch bevor. Wenn ich mich selbst quälen wollte (was vorkommt) lese ich die alten Liebesbriefe meiner Frau und muß dann sofort anfangen zu heulen.

      Mittlerweilen muß ich das nicht mehr so oft und lass sie eifach im Nachttischschränkchen liegen. Was mir persönlich sehr geholfen hat ist reden. Das wurde ja auch schon in vorangegangenen Kommentaren angesprochen. Hab mich in ein Datingportal angemeldet und jeder meine Geschichte erzählt die sie hören wollte (oder auch nicht) grins. Ich kam und komme mir jetzt noch manchmal vor die ein Blatt das wie bei uns im Fluß treibt und ich weis nicht wo die Reise hingeht.

      Kann allen nur raten immer nach vorne schauen es wird besser!! ;)
    • Hallo zusammen,

      also so

      Himmbeertoni schrieb:

      ... Wenn ich mich selbst quälen wollte (was vorkommt) lese ich die alten Liebesbriefe meiner Frau und muß dann sofort anfangen zu heulen.

      Mittlerweilen muß ich das nicht mehr so oft und lass sie eifach im Nachttischschränkchen liegen. ...
      ist das aber recht schwierig aus der Tretmuehle, in der Du Dich befindest, Himbeertoni, heraus zu kommen. Meiner einer haette die Schriftstuecke schon laengst entsorgt.
      Du wirst sehen, dass nach mehr oder weniger langer Zeit hauptsaechlich gute Erinnerungen Dich einholen werden. Das Negative verblasst oder anders gesagt, es verwischt immer mehr und die Einzelheiten, wie und warum es zur Trennung kam, sind oder werden unwichtig (Einschraenkung: Das zuvor geschriebene steht und faellt natuerlich mit den Umstaenden der Trennung und gibt nur meinen Gefuehlszustand wieder, nach etwas ueber 10 Jahren).

      Und richtig, Reden bringt verdammt viel. Die Auswahl der Gespraechspartner ist nicht unerheblich.
      Jedoch sollte nach einer gewissen Zeit dann aber das Reden zurueckgefahren werden und die Konzentration auf sich selbst beginnen, sonst verliert man/frau sich. Hobbies, Sport und auch der Job sind durchaus geeignet den Kopf frei zu bekommen.

      Den Nicklichkeiten und dem Stress, der nach der Trennung entsteht (Geld, Kinder, Immobilien, etc.) versuchen, nach einer gewissen "Eingewoehnungsphase", mit der groesstmoeglichen Gelassenheit zu begegnen und sich nicht verrueckt machen lassen (Mitlesen hier im Forum kann dazu durchaus beitragen).

      Die Scheidung vor Gericht selbst vollzog bei mir/uns sich innerhalb von gefuehlten 10 Minuten (real 20 Minuten). Ein letztes Lebewohl und fertig. Ich stand danach dann noch etwas gelaehmt im Flur und habe kurz darueber sinniert, das 1/3 meines Lebens soeben beendet bzw. mit einem Urteil besiegelt wurde. Die Verhandlung selbst war kurz und buendigt und absolut emotionslos.
      Danach noch kurz auf einen Kaffee (nicht mit der Ex) und wieder ab ins Buero -> Ablenkung.
      Abends noch eine kleine Party abgehalten mit den Menschen, die mir in den 2 Jahren bis zum Urteil zur Seite gestanden haben, als Dankeschoen.

      Himmbeertoni schrieb:

      Kann allen nur raten immer nach vorne schauen es wird besser!! ;)
      Genau, aber trenn Dich von den Briefen, sonst schweift Dein Blick immer wieder zurueck (in den Nachttisch) und behindert Deine Zukunft.

      Es wird dauern bis die Wunden halbwegs verheilt sein werden, keine Frage, aber "Lebbe geht weider", wie schon eine ehemaliger Bundesligatrainer von sich gab. Und es lohnt sich, das Leben.

      Gruesse aus der Wueste
      Mark2
    • Hallo edy und alle anderen Mitstreiter,

      du hattest gefragt, wie der Termin war und was es Neues gibt.
      Zum Termin ist es noch nicht gekommen. Ca. 4 Tage zuvor informierte mich meine Anwältin darüber, dass die Gegenseite ein Schreiben an das Familiengericht gesandt hatte, in dem sie Stellung zu den Anträgen unsererseits zum Thema nachehelichen Unterhalt nimmt. Daraufhin hat meine Anwältin sofort die Aufhebung des Termins beantragt. Es scheint leider auf eine langwierige und harte Auseinandersetzung hinauszulaufen. Daran hatte ich erstmal zu knabbern, denn in dem Schreiben stehen eindeutig Lügen und der Gegenanwalt ist auch nicht zurückhaltend mit "Bewertungen" meiner Person.
      Belastend für mich ist nun zusätzlich, dass ich danach noch keinen mündlichen Kontakt mit meiner Anwältin haben und konnte und mich auch leider wegen ihres Urlaubs jetzt bis zum 2.Juni gedulden muss.

      LG Frau Stark