Hallo,
unser Sohn, der gerade neun Jahre alt geworden ist, hat den Wunsch geäußert, zu seinem Vater zu ziehen.
Mir liegt viel daran zum "Wohle des Kindes" zu agieren, jedoch bin ich sehr unsicher, was dieses Wohl ist.
Der KV und ich sind seit dem Jahr 2001 getrennt, mittlerweile geschieden, seither lebt unser Sohn bei mir. Anfangs trennten Vater und Sohn ca. 150 km, weder Telefonate noch Umgang fanden regelmäßig statt es sei denn ich habe das Ganze organisiert. Unser Sohn hat da immer sehr drunter geliitten.
Seit fast vier Jahren nun leben wir ca. 600 km vom KV entfernt, seit drei Jahren bin ich neu und glücklich verheiratet, ein gemeinsames Kind ist unterwegs. Unser Sohn hat noch eine ältere Schwester (1,5 Jahre älter), mit der er bislang gemeinsam aufgewachsen ist, die jedoch einen anderen Vater hat.
Der KV hat ebenfalls seit knapp vier Jahren eine neue Beziehung und seit ca. zwei Jahren gibt es für unseren Sohn dort auch eine Halbschwester.
Unser Sohn ist glücklich hier und das Zusammenleben verläuft sehr harmonisch. Die Kinder nennen meinen Mann auf eignen Wunsch Papa. Beide haben hier Freunde, sich gut in der Schule eingelebt (sie gehen seit 2 Jahren auf eine Waldorfschule), gehen ihren Hobbys nach etc.
Der KV unseres Sohnes meldet sich regelmäßig ein bis zweimal im Monat mindestens telefonisch (manchmal mehr, manchmal weniger, wie es ihm grad der Sinn steht). Unser Sohn ruft ihn von sich aus fast nie an, obwohl er weiß, dass er das jederzeit könnte. Hin und wieder schreibt unser Sohn mal eine mail oder einen Brief, die jedoch in den seltensten Fällen beantwortet werden.
Zweimal im Jahr verbringt er höchstens zwei Wochen in den Ferien bei seinem Vater (und selbst das muss oft ich organisieren) - die Fahrtkosten werden anteilig aufgeteilt (der KV hat etwas mehr Geld als wir und zahlt so etwas mehr als die Hälfte), der "Kleine" fährt mit "Kids on Tour" von Stuttgart (wo wir ihn hinbringen, sind ca. 2 Std. Fahrt mit Auto) ins Rheinland zu seinem Vater.
Es spricht von meiner Seite aus nichts dagegen, dass unser Sohn seinen Vater öfter sieht, dieser bemüht sich jedoch gar nicht darum (kann ich zumindest nicht sehen).
Seitdem der KV nun erfahren hat, dass wir hier ebenfalls Nachwuchs erwarten bearbeitet er unseren Sohn, von wegen, drei Kinder würden seiner Mutter zuviel werden und sobald er sagt, er würde zu seinem Vater ziehen wollen stünde dieser bald mit dem Umzugswagen vor der Tür um seine Sachen abzuholen. Er versucht ihm das Ganze schmackhaft zu machen mit vielen Versprechungen (er würde dort mehr Freunde finden, weil Großstadt er hätte einen Fernseher auf dem Zimmer und müsste im Sommer nicht mit dem Fahrrad zur Schule fahren etc.)
Ich habe Bauchschmerzen bei dem Wunsch unseres Sohnes, das sage ich ganz ehrlich.
Es macht mich stutzig, dass er diesen Wunsch vor den Ferien (er war zwei Wochen bei seinem Vater) nicht hatte.
Des Weiteren sind dort und hier zwei völlig unterschiedliche Welten. Dort ist Großstadt, hier leben wir auf dem Land.
Unsere Erziehungsmethoden unterscheiden sich extrem. Oft hat unser Sohn Alpträume, weil er dort keine altersgerechten Filme anschaut (Harry Potter Teil vier mit acht und das obwohl unser Sohn hier nichtmal den ersten Teil anschaut, weil er sagt, er bekommt davon Alpträume, das WEISS mein Exmann - aber beim KV muss der Junge "cool" sein, sonst ist er eine "Memme" oder ein "Schisser")
Hier ist der Lebensmittelpunkt unseres Sohnes und er ist hier wirklich glücklich (ich glaube, ich würde es merken, wenn dem nicht so wäre). Nach den Ferien hat er ein einziges Mal den Tag nach der Ankunft geweint, weil er Sehnsucht nach seinem Vater hatte und wir haben ihn verständnisvoll in die Arme genommen und gesagt, dass wir es mutig finden, dass er das zugibt und dass das ganz normal wäre und wir das gut verstehen könnten.
Er glorifiziert seinen Vater und die dortige Welt (verständlicherweise) und scheint auch nicht in der Lage zu erkennen, was er hier aufgeben würde.
Sein Vater macht ihm ständig Versprechungen, die er nicht hält und zu seinem Geburtstag (vor wenigen Tagen) war nicht ein Brief, nicht ein Geschenk des KV hier, bis heute nicht, aber er hat den Jungen angerufen und gesagt, was er bekommt (fragt sich nur wann).
Ich sehe einfach, dass mein Exmann unzuverlässig ist und seinem Sohn Dinge verspricht, die er nicht hält.
Als wir zum Beispiel außerplanmäßig in den Sommerferien wenige Tage in der Nähe meines Exmannes waren (keine 30 km entfernt), hat dieser es trotz Teilzeitjob nicht hinbekommen den Kleinen zu sehen, obwohl dieser ihn drum gebeten hat.
Das ganze Verhalten meines Exmannes spricht in meinen Augen einfach nur dafür, dass ihm nicht genug an seinem Sohn liegt (jedenfalls nicht, wenn es mit Eigeninitiative und Arbeit verbunden ist).
Der Freundin meines Exmannes traue ich dagegen sehr viel mehr zu (ihr ist es auch zu verdanken, dass unser Sohn überhaupt halbwegs regelmäßig Kontakt zu seinem Vater hat, sie ist da nämlich die antreibende Kraft) und ich würde ihr auch durchaus zutrauen, unseren Sohn zu erziehen.
Aber reicht das? Letzten Endes ist sie eine fremde Frau, oder nicht? Und sollte ich so eine Erziehung nicht meinem Exmann zutrauen wenn unser Sohn schon zu ihm zieht?!
Leider hat mein Exmann immer wieder bewiesen, dass er nicht in der Lage ist, sich in andere hineinzuversetzen, nichtmal in seinen Sohn. Das ist jetzt neutral gemeint, denn es ist einfach so.
Hat jemand einen Tip, was ich jetzt tun kann?
Ich hätte weniger Probleme mit dem Thema umziehen zu seinem Vater, wenn ich mir sicher wäre, dass unser Sohn hier nicht glücklich ist, aber das sehe ich nicht.
Ein Dilemma der Menschen generell ist ja bekannterweise, dass sie immer das wollen, was sie grad nicht haben.
Das Dilemma von Scheidungskindern geht tiefer. Hier vermisst er seinen Vater und vielleicht sogar seine Halbschwester und die Freundin seines Vaters. Dort jedoch wird er seine Mutter und seine Schwester und den Mann vermissen, den er Papa nennt und später dann vielleicht auch sein Geschwisterchen, das unterwegs ist.
Inwiefern macht ihm vielleicht unbewusst auch meine Schwangerschaft Angst? Er freut sich sehr aufs Geschwisterchen, schaut jedes Ultraschallbild mit Neugierde an und auch Bilder in dem Schwangerschaftsbuch, legt den Kopf auf meinen Bauch und versucht zu horchen etc.
Wenn er sich so freut, wieso will er plötzlich weg? Will er wirklich weg?!
Und nun?!
Ab wann kann ein Kind die Tragweite einer solchen Entscheidung begreifen? Ab wann wirklich die Konsequenzen kennen, die eine solche Entscheidung mit sich zieht?
Inwiefern werden dort SEINE Bedürfnisse berücksichtigt und darauf gehört, wenn er sagt, er fühlt sich dort nicht wohl?
Inwiefern steht es MIR zu zu sagen, sein "Bestes" ist es hier zu leben, KANN und darf ich das beurteilen? Bin ich nicht viel zu sehr "betriebsblind" und involviert?
Kann bei so wenig Umgang unser Sohn mit gerade erst frisch neun Jahren wirklich beurteilen, was er möchte?! Ist er damit in seinem Alter nicht vielmehr überfordert? Müsste für solch einen Wunsch und solch eine Entscheidung nicht wesentlich mehr Umgang gegeben sein?!
Was meint Ihr?
Entschuldigt bitte die Länge des Beitrages, ich wollte möglichst umfassend berichten.
LG Sarah
unser Sohn, der gerade neun Jahre alt geworden ist, hat den Wunsch geäußert, zu seinem Vater zu ziehen.
Mir liegt viel daran zum "Wohle des Kindes" zu agieren, jedoch bin ich sehr unsicher, was dieses Wohl ist.
Der KV und ich sind seit dem Jahr 2001 getrennt, mittlerweile geschieden, seither lebt unser Sohn bei mir. Anfangs trennten Vater und Sohn ca. 150 km, weder Telefonate noch Umgang fanden regelmäßig statt es sei denn ich habe das Ganze organisiert. Unser Sohn hat da immer sehr drunter geliitten.
Seit fast vier Jahren nun leben wir ca. 600 km vom KV entfernt, seit drei Jahren bin ich neu und glücklich verheiratet, ein gemeinsames Kind ist unterwegs. Unser Sohn hat noch eine ältere Schwester (1,5 Jahre älter), mit der er bislang gemeinsam aufgewachsen ist, die jedoch einen anderen Vater hat.
Der KV hat ebenfalls seit knapp vier Jahren eine neue Beziehung und seit ca. zwei Jahren gibt es für unseren Sohn dort auch eine Halbschwester.
Unser Sohn ist glücklich hier und das Zusammenleben verläuft sehr harmonisch. Die Kinder nennen meinen Mann auf eignen Wunsch Papa. Beide haben hier Freunde, sich gut in der Schule eingelebt (sie gehen seit 2 Jahren auf eine Waldorfschule), gehen ihren Hobbys nach etc.
Der KV unseres Sohnes meldet sich regelmäßig ein bis zweimal im Monat mindestens telefonisch (manchmal mehr, manchmal weniger, wie es ihm grad der Sinn steht). Unser Sohn ruft ihn von sich aus fast nie an, obwohl er weiß, dass er das jederzeit könnte. Hin und wieder schreibt unser Sohn mal eine mail oder einen Brief, die jedoch in den seltensten Fällen beantwortet werden.
Zweimal im Jahr verbringt er höchstens zwei Wochen in den Ferien bei seinem Vater (und selbst das muss oft ich organisieren) - die Fahrtkosten werden anteilig aufgeteilt (der KV hat etwas mehr Geld als wir und zahlt so etwas mehr als die Hälfte), der "Kleine" fährt mit "Kids on Tour" von Stuttgart (wo wir ihn hinbringen, sind ca. 2 Std. Fahrt mit Auto) ins Rheinland zu seinem Vater.
Es spricht von meiner Seite aus nichts dagegen, dass unser Sohn seinen Vater öfter sieht, dieser bemüht sich jedoch gar nicht darum (kann ich zumindest nicht sehen).
Seitdem der KV nun erfahren hat, dass wir hier ebenfalls Nachwuchs erwarten bearbeitet er unseren Sohn, von wegen, drei Kinder würden seiner Mutter zuviel werden und sobald er sagt, er würde zu seinem Vater ziehen wollen stünde dieser bald mit dem Umzugswagen vor der Tür um seine Sachen abzuholen. Er versucht ihm das Ganze schmackhaft zu machen mit vielen Versprechungen (er würde dort mehr Freunde finden, weil Großstadt er hätte einen Fernseher auf dem Zimmer und müsste im Sommer nicht mit dem Fahrrad zur Schule fahren etc.)
Ich habe Bauchschmerzen bei dem Wunsch unseres Sohnes, das sage ich ganz ehrlich.
Es macht mich stutzig, dass er diesen Wunsch vor den Ferien (er war zwei Wochen bei seinem Vater) nicht hatte.
Des Weiteren sind dort und hier zwei völlig unterschiedliche Welten. Dort ist Großstadt, hier leben wir auf dem Land.
Unsere Erziehungsmethoden unterscheiden sich extrem. Oft hat unser Sohn Alpträume, weil er dort keine altersgerechten Filme anschaut (Harry Potter Teil vier mit acht und das obwohl unser Sohn hier nichtmal den ersten Teil anschaut, weil er sagt, er bekommt davon Alpträume, das WEISS mein Exmann - aber beim KV muss der Junge "cool" sein, sonst ist er eine "Memme" oder ein "Schisser")
Hier ist der Lebensmittelpunkt unseres Sohnes und er ist hier wirklich glücklich (ich glaube, ich würde es merken, wenn dem nicht so wäre). Nach den Ferien hat er ein einziges Mal den Tag nach der Ankunft geweint, weil er Sehnsucht nach seinem Vater hatte und wir haben ihn verständnisvoll in die Arme genommen und gesagt, dass wir es mutig finden, dass er das zugibt und dass das ganz normal wäre und wir das gut verstehen könnten.
Er glorifiziert seinen Vater und die dortige Welt (verständlicherweise) und scheint auch nicht in der Lage zu erkennen, was er hier aufgeben würde.
Sein Vater macht ihm ständig Versprechungen, die er nicht hält und zu seinem Geburtstag (vor wenigen Tagen) war nicht ein Brief, nicht ein Geschenk des KV hier, bis heute nicht, aber er hat den Jungen angerufen und gesagt, was er bekommt (fragt sich nur wann).
Ich sehe einfach, dass mein Exmann unzuverlässig ist und seinem Sohn Dinge verspricht, die er nicht hält.
Als wir zum Beispiel außerplanmäßig in den Sommerferien wenige Tage in der Nähe meines Exmannes waren (keine 30 km entfernt), hat dieser es trotz Teilzeitjob nicht hinbekommen den Kleinen zu sehen, obwohl dieser ihn drum gebeten hat.
Das ganze Verhalten meines Exmannes spricht in meinen Augen einfach nur dafür, dass ihm nicht genug an seinem Sohn liegt (jedenfalls nicht, wenn es mit Eigeninitiative und Arbeit verbunden ist).
Der Freundin meines Exmannes traue ich dagegen sehr viel mehr zu (ihr ist es auch zu verdanken, dass unser Sohn überhaupt halbwegs regelmäßig Kontakt zu seinem Vater hat, sie ist da nämlich die antreibende Kraft) und ich würde ihr auch durchaus zutrauen, unseren Sohn zu erziehen.
Aber reicht das? Letzten Endes ist sie eine fremde Frau, oder nicht? Und sollte ich so eine Erziehung nicht meinem Exmann zutrauen wenn unser Sohn schon zu ihm zieht?!
Leider hat mein Exmann immer wieder bewiesen, dass er nicht in der Lage ist, sich in andere hineinzuversetzen, nichtmal in seinen Sohn. Das ist jetzt neutral gemeint, denn es ist einfach so.
Hat jemand einen Tip, was ich jetzt tun kann?
Ich hätte weniger Probleme mit dem Thema umziehen zu seinem Vater, wenn ich mir sicher wäre, dass unser Sohn hier nicht glücklich ist, aber das sehe ich nicht.
Ein Dilemma der Menschen generell ist ja bekannterweise, dass sie immer das wollen, was sie grad nicht haben.
Das Dilemma von Scheidungskindern geht tiefer. Hier vermisst er seinen Vater und vielleicht sogar seine Halbschwester und die Freundin seines Vaters. Dort jedoch wird er seine Mutter und seine Schwester und den Mann vermissen, den er Papa nennt und später dann vielleicht auch sein Geschwisterchen, das unterwegs ist.
Inwiefern macht ihm vielleicht unbewusst auch meine Schwangerschaft Angst? Er freut sich sehr aufs Geschwisterchen, schaut jedes Ultraschallbild mit Neugierde an und auch Bilder in dem Schwangerschaftsbuch, legt den Kopf auf meinen Bauch und versucht zu horchen etc.
Wenn er sich so freut, wieso will er plötzlich weg? Will er wirklich weg?!
Und nun?!
Ab wann kann ein Kind die Tragweite einer solchen Entscheidung begreifen? Ab wann wirklich die Konsequenzen kennen, die eine solche Entscheidung mit sich zieht?
Inwiefern werden dort SEINE Bedürfnisse berücksichtigt und darauf gehört, wenn er sagt, er fühlt sich dort nicht wohl?
Inwiefern steht es MIR zu zu sagen, sein "Bestes" ist es hier zu leben, KANN und darf ich das beurteilen? Bin ich nicht viel zu sehr "betriebsblind" und involviert?
Kann bei so wenig Umgang unser Sohn mit gerade erst frisch neun Jahren wirklich beurteilen, was er möchte?! Ist er damit in seinem Alter nicht vielmehr überfordert? Müsste für solch einen Wunsch und solch eine Entscheidung nicht wesentlich mehr Umgang gegeben sein?!
Was meint Ihr?
Entschuldigt bitte die Länge des Beitrages, ich wollte möglichst umfassend berichten.
LG Sarah
Ich möchte die Kinder an die Hand nehmen und von ihren ordentlichen Spielplätzen wegführen in das Land der Ferne, barfuß sollen sie laufen.(Astrid Lindgren)
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