Landesregierung BW fördert Aufbau regionaler Arbeitskreise nach Cochemer Modell

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Landesregierung BW fördert Aufbau regionaler Arbeitskreise nach Cochemer Modell

      Landesregierung fördert Aufbau regionaler Arbeitskreise nach Cochemer Modell

      Renner und Goll: „Scheidungskinder sind die Schwächsten - ihnen wollen wir helfen“


      22.09.2005

      21. 965 Kinder erlebten im vergangen Jahr in Baden-Württemberg die Scheidung ihrer Eltern - so viele wie nie zuvor im Land. Seit 1990 hat sich die Zahl der Minderjährigen, die von einer Scheidung betroffen sind, um drei Viertel erhöht. In einer gemeinsamen bundesweit einmaligen Fortbildungsreihe haben das baden-württembergische Arbeits- und Sozialministerium und das Justizministerium jetzt Familienrichter, Jugendamtsmitarbeiter, Mitarbeiter der Familienberatungsstellen und Fachanwälte für Familienrecht an einen Tisch gebracht.

      „Wir wollen den Aufbau von regionalen Arbeitskreisen, die nach dem Cochemer Modell arbeiten, forcieren oder bestehende Arbeitsgruppen stärken und damit das so genannte ´Cochemer Modell´ – eine Schlichtungspraxis im Familienrecht - flächendeckend bekannt machen“, erklärten Arbeits- und Sozialminister Andreas Renner (CDU) und Justizminister Prof. Dr. Ulrich Goll (FDP) heute in Stuttgart. In Scheidungsstreitigkeiten seien die Kinder die Schwächsten. Sie würden nicht nur unmittelbar leiden, weil ihre Familien im Alltag zerbrechen. Oft müssten sie gerade vor Gericht ihre Eltern auch als erbitterte Prozessgegner erleben, die sich nicht scheuten, ihre Kinder zur Durchsetzung der jeweils eigenen Interessen zu instrumentalisieren.

      „Darüber verlieren die Kinder die Sicherheit und Geborgenheit, die sie zum Aufwachsen zu verantwortungsvollen Mitgliedern der Gesellschaft brauchen. Hier sind alle am Scheidungsverfahren beteiligten Professionen gefordert, mitzuhelfen, dass Eltern auch in dieser schwierigen Situation gemeinsam die Verantwortung für ihre Kinder übernehmen, damit diese unter der Scheidung ihrer Eltern möglichst wenig leiden. Denn Eltern bleiben Eltern, auch wenn sie sich als Paar trennen“, sagte Arbeits- und Sozialminister Renner nach Abschluss der letzten Fortbildungsveranstaltung in Oberderdingen.

      Justizminister Goll ergänzte: „Das Cochemer Modell hat sich in der Vergangenheit hervorragend zum Wohle des Kindes bewährt. Es zielt darauf ab, im Interesse des Kindes eine stärkere interdisziplinäre Vernetzung der beteiligten Berufsgruppen aufzubauen. Eltern sollen über Beratung dazu motiviert werden, sich selbst auf alltagstaugliche Umgangsregelungen zu einigen. Es gilt, die Eltern in ihrer gemeinsamen Verantwortung für die Kinder zu stärken.“ Richter, Fachanwälte, Mitarbeiter von Jugendämtern und Familienberatungsstellen, Psychologen - jeder Berufsstand könne in speziellen Arbeitskreisen vom anderen lernen, wie der Kontakt der Kinder zu beiden Eltern erhalten bleibe.

      Der Landesregierung liege viel daran, das Cochemer Modell möglichst flächendeckend in Baden-Württemberg bekannt zu machen. Das Modell sei inzwischen so erfolgreich, dass es bei mehr als 90 Prozent der hochstrittigen Konflikte zu einer gütlichen Einigung komme, bilanzierten die Minister. Auch die vier Fortbildungsveranstaltungen des Landes mit insgesamt 160 Teilnehmern seien ein großer Erfolg gewesen. Bereits während der Veranstaltungen hätten sich regionale Arbeitskreise gebildet, die langfristig nach dem Cochemer Modell arbeiten wollen. In Reutlingen, Tübingen, im Zollernalbkreis mit Sigmaringen, in Nagold, Heidelberg, Balingen, Freiburg, Lörrach und Konstanz, sowie in Baden-Baden und im Schwarzwald-Baar-Kreis seien Arbeitsgemeinschaften eingerichtet worden, die vor Ort Netzwerke aufbauen möchten. „Hier dürfen wir allerdings nicht stehen bleiben und die Hände in den Schoß legen. Zum Wohle der Kinder in Trennungs- und Scheidungssituationen rufen wir sämtliche an Scheidungsverfahren beteiligte Berufsgruppen auf, sich weiter zu vernetzen und auszutauschen - wenn sie dies noch nicht tun. Nur gemeinsam können wir den Kindern ihre ohnehin schwierige Situation ein wenig erleichtern“, waren sich die Minister einig und kündigten auch für das kommende Jahr Folgeveranstaltungen zum Cochemer Modell an.

      Informationen für die Redaktion:
      In verschiedenen Städten Baden-Württembergs finden in den kommenden Wochen und Monaten Treffen der Arbeitsgruppen statt, in denen diese genaue Vernetzungsstrukturen erarbeiten. Zu den jeweiligen Veranstaltungen ist die Presse herzlich eingeladen. Die genauen Termine erfahren Sie im Jugendamt:

      • 29. September 2005 AK Heidelberg
      • 29. September 2005 AK Balingen
      • 16. November 2005 AK Freiburg
      • Januar 2006 AK Tübingen
      • Januar 2006 AK Lörrach
      • Februar 2006 AK Konstanz

      Cochemer Modell: Vor 12 Jahren entwickelte der Arbeitskreis Trennung-Scheidung im Bereich des Familiengerichts Cochem in Rheinland Pfalz das Cochemer Modell. Seither arbeiten dort Richter, Fachanwälte, Mitarbeiter der Jugendämter und der Familienberatungsstellen und Psychologen intensiv zusammen.

      Quelle: Ministerium für Arbeit und Soziales und Justizministerium

      Weitere Infos im Internet:
      ak-cochem.de